Presbytertag am 25.01.2020 in Reken
Reken. (rj) Am 25. Januar trafen sich rund 40 Presbyterinnen und Presbyter, Pfarrerin und Pfarrer im Gemeindehaus in Reken, um sich über die bisherigen Ergebnisse des Nachbarschaftsprozeß der Gemeinden Gescher-Reken, Gemen, Borken und Rhede zu informieren und darüber zu beraten. Seit Sommer 2016 waren die Gemeinden miteinander im Gespräch; seit 2017 fachkundig begleitet von den beiden Gemeindeberatern Norbert Deka und Nora Jost.
Weil zu dieser Veranstaltungen bewußt nicht nur die amtierenden Presbyterinnen und Presbyter, sondern auch die für die am 1. März bevorstehende Kirchenwahl aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten eingeladen waren, begann Presbyter Hartmut Wiggers (Gescher-Reken) mit einem Überblick über den gesamten bisherigen Beratungsprozess. Anlass für die nachbarschaftlichen Gespräche war im Sommer 2016 die Ende 2017 bevorstehende Pensionierung des Gemener Pfarrers Giselher Werschkull. Die Frage stand im Raum, ob und wie dessen halbe Pfarrstelle weiter besetzt werden solle. Ein Jahr später ging es dann nicht nur um die Gemeinde Gemen, vielmehr war das gesamte Pfarrdienstkonzept für die Nachbarschaft in Frage gestellt, nachdem Pfarrer Dr. Dirk Fleischer (Reken) krankheitsbedingt aus dem Dienst ausgeschieden und Pfarrer Michael Bruch (Rhede) plötzlich und völlig unerwartet verstorben war.
Inzwischen sind sich die Gemeinden der Nachbarschaft über grundlegende Fragen einig geworden:
- Es wird keine fusionierte Groß-Gemeinde geben, sondern die bestehenden Gemeinden bleiben bestehen.
- Der Pfarrerdienst soll mit fünf Pfarrpersonen auf 4,5 Stellen geleistet werden. Dabei wird es in Gemen weiterhin zwei Pfarrstellen geben, in Borken und Gescher-Reken je eine sowie in Rhede eine Pfarrstelle mit einem Dienstumfang von 50%.
- Die Finanzierung der 4,5 Pfarrstellen wird solidarisch erfolgen, jede Gemeinde bezahlt einen ihrer Gemeindegliederzahl entsprechenden Anteil.
- Die Gemeinden Gescher-Reken und Rhede, die im Verhältnis zu ihrer Gemeindegliederzahl (zu) wenig Pfarrpersonen haben, bekommen eine angemessene Unterstützung durch Pfarrpersonen aus der Nachbarschaft.
Pfarrerin Barbara Werschkull und Pfarrer Ralf Groß erläuterten, mit welchen Arbeitsbereichen welche Pfarrpersonen in welchen Gemeinden tätig sein werden. Da die Aufteilung der Dienste gabenorientiert erfolgt, wird Dr. Markus Totzeck (Rhede) weiterhin die Konfirmandenarbeit in Reken übernehmen und die damit im Zusammenhang stehenden Gottesdienste wie z.B. die Konfirmationen; Ralf Groß (Borken) wird in Rhede sowohl mit Gottesdiensten präsent sein als auch Beerdigungen übernehmen; Barbara Werschkull (Gemen und Raesfeld) wird in Rhede sowohl Gottesdienste in Altenheimen als auch Beerdigungen übernehmen; Matthias Mikoteit (Heiden und Velen) wird die Beerdigungen im Ortsteil Hochmoor übernehmen und Rüdiger Jung (Gescher-Reken), der bereits ein Jahr lang in der Krankenhausseelsorge in Borken tätig war, wird die ökumenischen Gedenkgottesdienste der Krankenhausseelsorge für im Krankenhaus verstorbene Patienten von evangelischer Seite mitgestalten und auch bei den regelmäßigen Sternenkinder-Beisetzungen mitwirken.
Ein weiterer wichtiger Punkt betraf die Gottesdienst-Zeiten in der Nachbarschaft. Gescher und Reken wie auch Heiden und Velen haben ihre Gottesdienste schon jetzt so gelegt, dass ein Pfarrer oder auch ein Prädikant beide Gottesdienste nacheinander übernehmen kann. Diese Regelung soll, das war übereinstimmendes Votum der anwesenden Presbyterinnen und Presbyter, auch für die Paarungen Borken und Rhede sowie für Gemen und Raesfeld übernommen werden. Zudem gab es ein sehr deutliches Votum für einheitliche Gottesdienstzeiten in der Nachbarschaft jeweils um 9:30 Uhr und um 11 Uhr an Sonn- und Feiertagen. In welchem Rhythmus – und ob überhaupt – die Gottesdienstzeiten zwischen den jeweils beteiligten Gemeinden bzw. Bezirken getauscht werden, kann individuell geregelt werden. Auch zusätzliche Gottesdienst z.B. am Abend sind durch dieses Modell nicht ausgeschlossen. Durch diese Regelung werden an jedem Sonn- und Feiertag merklich weniger Haupt- oder Ehrenamtliche benötigt, ohne dass Gottesdienste ausfallen müssen. Dank Pfarrerin Erika Bogatzki, die zur Unterstützung in der Nachbarschaft tätig ist, können nach dem gefundenen Modell die Gottesdienste weitestgehend von den vorhandenen Pfarrpersonen übernommen werden. Ehrenamtliche können sich gerne einbringen – und sind herzlich willkommen! Doch sie sind nicht fest eingeplant, um das System überhaupt aufrecht zu erhalten.
Für die sechs Sonntage innerhalb der Sommerferien hatten die Pfarrer gemeinsam mit Gemeindeberater Norbert Deka das Modell einer „Sommerkirche" entwickelt, bei der an jedem Ort nur 14-tägig Gottesdienst gefeiert wird – nur an jeweils einem Ort der oben genannten Paare. Wenn also an einem Sonntag in Gescher und Heiden Gottesdienste gefeiert werden, finden sie am folgenden Sonntag in Velen und Reken statt. Im Borken gäbe es auf diese Weise auch in den Sommerferien wöchentlich Gottesdienste: Entweder in der Martin-Luther-Kirche oder in der Johannes-Kirche. Auch dieses Modell fand eine breite Zustimmung.
Die Steuerungsgruppe wird auf der Basis der erhaltenen Rückmeldungen Vorschläge für gleichlautende Presbyteriums-Beschlüsse vorbereiten, mit denen die Gemeinden der Nachbarschaft den erreichten Konsens in die Tat umsetzen können. Auf Basis der vereinbarten Zusammenarbeit sollte es auch möglich sein, die bisher noch befristete Stelle von Barbara Werschkull in Gemen zu entfristen und die noch vakante Pfarrstelle in Rhede mit Markus Totzeck zu besetzen.
Synodalassessor Hans-Peter Marker, der den erkrankten Superintendenten Anicker vertrat, zeigt sich beeindruckt von der Gemeinschaft, die er in dieser Nachbarschaft erlebe: Jede und jeder habe sich bewegt. Ein eindrucksvoller Beleg dafür sei für ihn die Einführung von Pfarrer Jung in die Pfarrstelle Gescher-Reken gewesen, die eine Woche zuvor stattgefunden hatte. Das sei keine Veranstaltung einer Gemeinde, sondern eine Feier der ganzen Nachbarschaft gewesen. Zugleich mahnte Marker einen zweifachen „Realitätscheck" an: Die Planungen müßten sich einerseits mit Blick auf die zu erwartende Finanz-Entwicklung als machbar darstellen und andererseits müsse anhand des Aufgabenplaners, den die Landeskirche für eine realistische Berechnung des Pfarrdienstes zur Verfügung stellt, geklärt werden, wie eine Überforderung der betroffenen Menschen vermieden werden kann.
„Mit dem erreichten Konsens haben wir den Rahmen für die zukünftige Zusammenarbeit abgesteckt", fasste Norbert Deka zusammen. Damit sei der Auftrag der Gemeindeberatung weitgehend abgeschlossen. Jetzt gehe es darum, das gefundene Konzept mit Leben zu füllen. Wichtig sei, so Deka, eine Struktur zu schaffen, damit die Zusammenarbeit weiter entwickelt und gestaltet werden kann.
Hier finden Sie die Präsentation mit dem dem bisherigen Stand der Beratungen.